Königsstrecken im Fichtelgebirge

 

 

Auf einer der Königsstrecken des Fichtelgebirges

Von Wunsiedel aus durch das Felsenlabyrinth der Luisenburg
auf die Kösseine und zurück nach Wunsiedel


Gesamtstrecke: ca. 16 km, von 535 m NN auf 939 m NN, Zeit ca. 4 - 5 Stunden

Wir stehen am Marktplatz von Wunsiedel und nehmen den Verkehrslärm und die Alltagshektik um uns herum wahr. Eigentlich nichts besonderes in einer kleinen Stadt.
Wir gehen nun los, entlang der Ludwigstraße Richtung Osten und biegen auch gleich in
die Breite Straße ein. Am Gabelmannsplatz biegen wir in die Marktredwitzer Straße ein und gehen in die Luisenburgstraße. Dieser folgen wir stadtauswärts zur Luisenburg. Wir merken schon langsam, daß wir uns warmgelaufen haben und können den Schritt auch noch etwas beschleunigen, bevor der Anstieg zur Luisenburg kommt. Der Anstieg nimmt uns körperlich ziemlich in Anspruch. Durch die körperliche Belastung werden viele alltägliche Dinge ausgeblendet und wir laufen uns im Kopf frei. Diesen Effekt kennen auch viele Jogger.
Wir spüren wie unsere Muskulatur arbeitet und uns Schritt für Schritt voran bringt.
Dort, wo Muskulatur arbeitet, wird Energie verbraucht, ist ein erhöhter Sauerstoffverbrauch und entsteht Wärme. Wir atmen also schneller und beginnen leicht zu schwitzten. Dies ist ein ganz natürlicher Vorgang und zeigt uns, daß uns Organismus gut funktioniert. Kurz vor der
B 303 sehen wir im Westen die Schneebergkette und davor Schönbrunn auf dem Schön-brunner Berg. Weiter geht es auf der immer schmaler werdenden Straße, die bei der Gaststätte Waldlust zu enden scheint. Der Luisenburgparkplatz erinnert mich immer wieder an verfallene Städte im Urwald Südamerikas und scheint nicht richtig in den Wald zu passen. Das Durchschreiten des Parkplatzes und des Festspielvorplatzes nutzen wir zu einer kurzen Verschnaufpause und Erholung. Vom Vorplatz der Naturbühne der Luisenburg verlassen wir die „Zivilisation", wenn wir in die urwüchsige Welt des Felsenlabyrinths einsteigen. Mit dem Betreten des Felsenlabyrinths betreten wir eine verzauberte, fast unwirkliche Welt, in der scheinbar noch König Alberich mit seinen Zwergen, Gnomen und Alben lebt, in der Venediger und Walen Gold und Edelstein suchen. Wir durchsteigen das Felsenlabyrinth mit seinen gewaltigen Felsen und Formationen, das uns abwechselnd bei An- und Durchstiegen fordert und uns auf Aussichtspunkten und ebenen Wegen Erholung bietet. Am Gipfel angelangt genießen wir die Aussicht und eine Pause, bevor wir zum Kaiserfelsen weiter gehen. War im Labyrinth noch ziemlicher Betrieb, so ist jetzt Ruhe um uns. Der Kaiserfelsen bietet in Richtung Norden und Osten eine herrliche Aussicht. Weiter geht es nun direkt zum Burgstein. Der Weg ist lange nicht mehr so steil ansteigend, so daß wir guten Schrittes vorankommen und auf halben Weg im Westen die Schneebergkette bewundern.
Der Burgstein bietet fast eine komplette Rundumsicht. Wir fühlen uns schon fast als Herr
der Welt, die uns zu Füßen zu liegen scheint. Im Westen grüßt uns der „Kleine Bruder", der Haberstein, vor der Schneebergkette. Wir wandern weiter, stoßen auf den Höhenweg, gehen durch die Buchenalle. Bis hierher konnten wir wieder etwas Luft und Kräfte sammeln und machen uns auf zum letzten Aufstieg zur Kösseine. Am Gipfel treten wir mehr und mehr aus dem Wald heraus und uns bietet sich eine immer schöner werdende Aussicht. Auf dem Gipfel der Kösseine erweisen wir als erstes dem Berg die Ehre und besteigen den Aussichtsturm. Durch die Anstrengung zum Aufstieg ist zwischenzeitlich der Kopf von Alltagsproblemen leer und bereit, alle Eindrücke, die sich jetzt bieten in ihrer vollen Schönheit aufzunehmen. Waren bisher die Aussichten immer nur in einzelne Richtungen möglich, so bietet sich jetzt eine herrliche Rundumsicht und ein Überblick über das ganze Fichtelgebirge und den Steinwald. Beeindruckt von der herrlichen Aussicht und unserer Leistung gönnen wir uns nun eine ausgiebige Rast im Unterkunftshaus.
Weil wir viel Energie verbraucht haben, sorgen wir für Nachschub und nehmen gutes Essen und Trinken zu uns, damit wir auch weiterhin genug Energie und gute Laune haben.
Nach der Rast gehen wir auf dem Höhenweg hinab zum Haberstein. Der Weg führt hinab durch den Wald und erst die Felsformation des Habersteins, die wir besteigen, bietet wieder eine herrliche Aussicht. Vom Haberstein aus lassen wir den Blick rundum schweifen. Im Norden Wunsiedel, unser Ausgangspunkt, der beachtliche Anstieg zur Luisenburg, zum „großen Bruder" Burgstein, in den Kösseinesattel mit seinem steilen Ansteig zum Gipfel der Kösseine und zurück bis zum Haberstein. Dies ist die Strecke, die wir bereits gewandert sind. Der Blick wandert weiter Richtung Westen zum Schneebergmassiv. Dort, Nagel zu Füßen der Hohen Mätze, Tröstau und Vordorf zu Füßen des Seehauses,. Der Blick wandert nach Nordwest, zum Rudolfstein, Waldstein und weiter zum Epprechtstein und Kornberg. Hier sehen wir bereits wieder Wunsiedel, unserem Ziel und den kurzen Weg, den wir noch zu gehen haben. Etwas Wehmut ergreift uns bei dem Gedanken, dieses Ruhe zu verlassen und in den Alltag zurück zu kehren. Dennoch machen wir uns wieder auf den Weg und verlassen den Haberstein, gehen durch den Luisenburgparkplatz zur B 303 und weiter den Berg hinab nach Wunsiedel. Noch einmal grüßt im Westen der Scheeberg mit seiner Kette. In der Stadt angekommen erscheint uns der Verkehr plötzlich um vieles lauter. Wir verstehen die Alltagshektik nicht mehr so recht und wollen uns nicht so recht in das Treiben wieder einfinden.

Wunsiedel, 24.08.2000

Franz Mutz
Wanderführer des FGV

 

 

 

 

© Franz Mutz